Transzendenz 
der Schatten oder


"Vom Rohling zum Diamanten"


Was bedeutet Transzendenz? 

Das Wort Transzendenz kommt aus dem lateinischen und weist auf einen Übergang hin. Man überschreitet eine Grenze. Es ist ein Zustand, der über jegliche Erfahrung hinausgeht. Das heißt, hier geht es nicht mehr um persönliche Meinungen oder Erfahrungen, sondern es ist ein unpersönlicher Seins-Zustand.Der Mensch löst sich  von seinen persönlichen und kollektiven Überzeugungen und Vorstellungen, weil sie als Illusion und reine Einbildung durchschaut werden. Es ist ein intensiver Vorgang des inneren Los-Lassens und Leer-Werdens.

Transzendente Homöopathie oder Transzendente Schattenarbeit kann man sich wie folgt vorstellen:
Der Trigger geschieht beispielsweise durch einen Freund/-in, Elternteil oder Chef/-in, von dem man beispielsweise nicht die Anerkennung erhält oder man wird von jemandem beleidigt und nicht wert geschätzt. Manche bemühen sich dann noch mehr und bringen Leistung, um diese Bestätigung zu erhalten. Andere meiden diese Person und/oder werten sie ab und suchen irgendwelche negative Seiten an ihr, um sich innerlich besser zu fühlen. Jeder hat seine ganz eigene Strategien, wie er mit unangenehmen Gefühlen umgeht, um sie nicht spüren zu müssen.
In der Transzendenz entsteht ein Raum, wo man von den Gedanken und der ganzen Geschichte bzw. Emotion weggeht, weil man weiß, dass sie nicht wahr sind. Die persönliche Geschichte und Überzeugungen sind reine „Ein-Bildung“. Sie werden zwar vom Verstand geglaubt und sind im Körper als solches gespeichert, aber nichts desto trotz sind sie nicht wahr. Sie sind aber der Ausgangspunkt der eigenen inneren Welt, von der man glaubt, dass sie real ist und von der aus man schaut und lebt.
Der Trigger ist nur dafür da, den Stein eines Vorgangs ins Rollen zu bringen. Er sorgt dafür, dass die Emotionen und Gefühle ausgelöst werden und evtl. das ganze Drama hochkocht. Jetzt ist der Betreffende dran, dass er nun in die Beobachtung geht, so weit es ihm möglich ist. Dass er sehen und wahrnehmen kann, wie es ihn trifft, dass er sich vielleicht wehren möchte, wie die Reflexe sofort anspringen und die Wut oder die Rechtfertigung schon in Bereitschaft sind, wie sich die Energie im Bauch zusammenzieht oder der Druck in der Brust sich breit macht. All das kann beobachtet, wahrgenommen und gefühlt werden.
Man nimmt also die Welt, die eigenen Gedankenvorgänge und Glaubensmuster als solches wahr und versucht sich dabei immer mehr aus dem Klebstoff, d. h. aus dem Glauben an sie, zu distanzieren. Stattdessen werden sie nur beobachtet. Man kann die Reflexe spüren und das tiefe Verlangen, wieder nach den vertrauten Abläufen der Gedanken und Gefühlen greifen zu wollen.

In der stillen und wertfreien Beobachtung und Wahrnehmung zu bleiben, darum geht es.

Man fühlt sich manchmal wie ein Junkie, der nach seinem gewohnten Stoff unbedingt greifen möchte. In diesem Fall ist es die Sucht nach dem gewohnten Reflex und dem gewohnten Ausagieren der Emotionen. Da diese Abläufe so gewohnt und so vertraut sind, möchte man sie aus diesem Grund wieder und wieder ablaufen lassen, selbst wenn sie weh tun und einen innerlich zerstören.
Durch das Still bleiben und das reine Beobachten kann dieser Vorgang mit der Zeit in ein entspannteres und ruhigeres Dasein führen. Es braucht aber viel Geduld und Zeit, mitunter viele Jahre.
Die Homöopathische Transzendenz weist darauf hin, dass die Schatten und Muster, die in einem sind, auf ähnliche Weise von außen oder auch innerlich angetriggert werden. Sie müssen an die Oberfläche und ins Bewusstsein, damit man überhaupt die Möglichkeit hat, sie als solches zu sehen und zu erkennen. Der innere Befreiungsweg führt also direkt in die Welt der Muster, um sich aus ihnen dann immer mehr befreien zu können.
Diesem Geschehen des reines Beboachtens liegt ein Zauber zugrunde, den man sich so nicht vorstellen kann. Denn der Vorgang ist nicht großartig spektakulär und doch ist er so anders, weil der Blick von dem Geschehen und der Geschichte weggeht und man schaut nach innen.

Man schenkt sich selbst die Aufmerksamkeit.
Es ist eine Art stille Freude und Dankbarkeit, 

sich auf diese Art nah zu sein und sich selbst wahrnehmen zu können. 

Es geht eigentlich nur um das Sehen und Wahrnehmen dessen, was ist. Das erfordert weder Anstrengung noch Mühe, weil es um keine Veränderung oder Verbesserung geht. Es muss nach keiner Lösung gefunden werden. Einfach nur Sehen um des Sehens willen und Wahrnehmen oder Spüren um des Wahrnehmens und Spürens willen - dann offenbart sich ein Erfülltsein und ein Ausdruck von „alles ist gut und vollkommen wie es ist.“
 Die Transzendenz wirkt da, wo das Sehen und Wahrnehmen immer unpersönlicher und leerer wird. Zuerst schaut man als Ich, aus dem Verstand und zieht seine Vorstellungen und Ideen mit hinein. Das passiert automatisch und lässt sich nicht verhindern. Aber auch das kann beobachtet werden. Das ist nicht falsch, das ist einfach das, was jetzt möglich ist und wie es sich zeigt. Dann kann es manchmal Öffnungen geben, der Vorhang lichtet sich und man schaut einfach. Dieses Schauen ist so anders, weil es nicht DU bist, der schaut, ES schaut in dir und aus dir.

Bild von Yuheng Ouyang aus Unsplash
Wenn man sich im inneren Sehen und Wahrnehmen immer mehr vertiefen kann, ist es so, als würde der Rohling geschliffen werden. Der Mensch ist vergleichbar mit einem Rohling, der noch behaftet ist mit Mustern und Glaubenskonzepten, er fühlt sich zeitenweise kühl und hart an, jedoch ist in ihm bereits der Diamant, das vollkommene göttliche Sein. Er kann es nur noch nicht sehen. Manchmal kann er es aber erahnen oder kommt damit in Berührung.
Durch die Kontemplation und Vertiefung des inneren Schauens können sich so manche Muster und festgefahrene Konzepte aufweichen und vielleicht lässt sich sogar auch eine Schicht  abtragen. Der Diamant wird feingeschliffen. Man taucht immer wieder für kurze oder längere Momente in ein leeres und zeitloses grenzenloses Da-Sein ein. DAS ist still und reflektiert NICHTS. Es ist Etwas, das nichts will und nichts weiß. Jeglicher Bezug geht verloren und was einmal wichtig und so ernsthaft, existentiell war, verliert an Bedeutung. Keine Wertung, kein Kommentar, Nichts. Jede Regung, jeder Gedanke, jedes Wort, jede Geste, Gefühl und Reaktion, die aufsteigen, können in dieses leere Nichts zurückkehren. Hier ist klar, dass die Geschichte, die gerade noch so bedrohlich war und so echt erschien, nur eine Fata Morgana war, ein bloßer Traum.

Die Transzendenz ist ein Prozess, der von Außen nach Innen führt, wobei die Schattenarbeit und die Bewusstwerdung eine zentrale Rolle spielen. Mit der Zeit verwandelt sich der Blick vom Verstand-schauen zum Bewusst schauen. Das bedeutet, der Verstand gibt seine Meinung und seine Sicht immer mehr frei und überlässt das Sehen und Wahrnehmen dem Bewusstsein. Das ist der Vorgang der Transzendenz. Der Blick wird klarer und unpersönlicher und irgendwann transparent, still und leer. Er schaut durch. Die Geschichten lösen sich als Nichts, im Nichts auf. Bewusstsein schaut auf sich selbst. Im Nichts entsteht Alles und ist wieder Nichts.
Was dich dabei sehr unterstützen kann, ist die Begleitung und Präsenz eines wachen Lehrers. Wenn du in ihm DAS siehst und wahrnimmst oder auch nur erahnst, was du suchst, kannst du dein inneres Licht leichter entzünden und zum Erstrahlen  bringen.

Diese unfassbare Stille und das Nicht-Wissen ist dein wirkliches Zuhause.
HIER existieren weder Grenzen noch Bedingungen.
Es wird gesehen, dass alles IST wie es IST.

 

Bild von Oleg Demakov aus Unsplash