Erwachen - Ein Shift in eine neue Dimension

Eigentlich war ich schon immer auf der Suche nach dem, was ich wirklich bin und nach Gott. Ich suchte die absolute Freiheit, die unabhängig von Umständen und Menschen ist und nach der bedingungslosen Liebe, die wirklich alles einschließt und hier sein lässt.
Schon als Jugendliche begann ich mir Gedanken zu machen, wer ich bin. Mir war bewusst, dass ich eine Rolle spiele, die ich nicht wirklich bin. Ich machte das, um dazuzugehören und um geliebt zu sein. Ich hatte nicht genügend Kraft und Vertrauen, dass ich mit diesem künstlichen Verhalten aufhören konnte.
Nach zwei vorausgegangenen Berufen arbeitete ich als Heilpraktikerin und Therapeutin, um mich und die Menschen besser zu verstehen. Ich verstand immer mehr, wie das Ich funktioniert. Mir kam es vor, als wäre es ein großes Maul, das immer gefüttert werden möchte mit Anerkennung und Bestätigung. Die Befriedigung hält nur kurz und dann geht das Spiel wieder von vorne los. Mir war klar, als identifiziertes Ich gibt es kein dauerhaftes Ankommen und keinen Frieden und es wird niemals bedingungslos lieben können.
So sehr ich mich bemühte, als Person stieß ich immer an meine Grenzen. Ich fühlte mich in meinem Geist und in meinem Körper gefangen und wollte mich befreien. 

Im Herbst 2003 hatte ich ein starkes Erlebnis, in dem mein Verstand ganz plötzlich kollabierte und es total still und weit in mir wurde. Das Ich war verschwunden und alles war nur noch grenzenlos und frei. Ich sah, was wirklich ist. Es stellte mein bisheriges Weltbild komplett auf den Kopf, nichts davon war wahr. Der Verstand mit den vielen Gedanken glich einem lauten Radio in mir. Das nahm ich aber erst im Nachhinein wahr, als die Stille mich komplett vereinnahmt hatte. Nach ein paar Tagen löste sich dieser freie Zustand allmählich auf und das Ich mit seinen Mustern kam wieder zurück. Jetzt hatte ich einen Geschmack bekommen, wohin die Reise geht. Alles in mir richtete sich noch mehr aus für den Weg der Befreiung und das Erwachen aus dem Traum. Irgendwann war dann meine Sehnsucht so stark, dass ich 2004 meine Praxistätigkeit niederlegte, um mich nur noch meinem inneren Prozess zu widmen.
Es war eine starke Kraft in mir, die mich eine zeitlang Tag und Nacht wach hielt, um genauer hinzuschauen und meine wahre Natur zu erforschen. Ich ließ nichts anderes mehr zu, es ging mir nur noch um das EINE; herausfinden zu wollen, wer ich wirklich bin. Ich erforschte und ging tiefer, jeder Gedanke, jedes Gefühl, meine Handlungen, alles wurde hinterfragt und auf Wahrheit überprüft. Kein Stein blieb mehr auf dem anderen. Ich erlebte einen radikalen Umwälzungsprozess, in dem das, was bisher für mich real war, immer mehr als Illusion durchschaut wurde. Das war zum Teil sehr schmerzhaft und nicht zu beschreiben, weil mein ganzes Weltbild nicht mehr stimmte. Zum Teil aber so befreiend, weil immer mehr Konzepte, Vorstellungen und antrainierte Muster von mir abfielen. Ich fühlte mich oft wie in einem dunklen Wald, in dem ich den Weg nicht immer klar sehen konnte. Werde ich je wieder aus diesem Dickicht herauskommen? Was, wenn ich mich im Kreis drehe und den Ausgang, das Licht der Bewusstheit nicht vollständig erlange? Was, wenn ich aus dem Traum nie erwachen werde? Ich hätte mir einen Lehrer gewünscht, der den Weg schon gegangen ist und mich in meinem Prozess bestätigte. Aber es sollte anders sein. Der Kontakt zu meinem Sein, meinem inneren Lehrer war so stark in mir, dass ich ihn nicht mehr übersehen und nicht mehr verleugnen konnte. Ein Leben lang nahm ich in mir die Verleugnung meines wahren Seins wahr. Immer parallel zu meinem Verhalten nahm ich wahr, dass ich ein Spiel, eine Rolle spiele, die nicht echt ist. 

Die Zeit meiner inneren Reise war geprägt von vielen ich-losen Zuständen, in denen das Ich verschwand und ich sehen und erleben konnte, wie es ist, wenn keine Begrenzung und keine Widerstände von „mir“ und in mir vorhanden sind. Ein Leben im Jetzt, in Frieden und Freiheit. Immer wenn das Ich zurück kam, traten auch manchmal die Zweifel auf, ob ich etwas falsch gemacht habe, warum kommen und gehen diese Zustände? Wann kann ich endlich für immer verschwunden bleiben?
Eines Abends (2007) tauchte ein Moment auf, den ich beinahe übersehen hätte - und doch wurde er gesehen. Ich wußte zutiefst, dass ich DAS bin. Ich bin noch nie weg gewesen, schon immer HIER. Es gibt nur diesen Augenblick, JETZT. Es war so unspektakulär, so still, so nah und direkt. Meine Vorstellung darüber war natürlich anders, dass das Erwachen vielleicht mit großartigem Klimbim und Licht … wie auch immer geschieht. Aber diese direkte Einfachheit und Natürlichkeit des Seins kann man in Worte nicht beschreiben, weil sie jede Vorstellung und jedes Wort sprengt und Etwas zurücklässt, was nur jeder für sich herausfinden kann.
Dann spulte sich vor meinen inneren Augen mein Leben und meine Vergangenheit ab, sie wurde einfach nur gesehen, ohne Kommentar und ohne Bezug auf mich. Dann war die Filmrolle zu Ende und es war, als wäre damit auch die Vergangenheit ausgelöscht worden. Ich kam HIER und JETZT an, im zeitloses grenzenloses DaSein.


Der Wassertropfen kehrt nach Hause in den Ozean zurück.
Er wundert sich, wie er je glauben konnte,
getrennt von ihm zu sein.


Was mir danach bewusst wurde, war, dass ich mich ganz als Ich, als Maria Anna fühlte. Das hat nichts damit zu tun, wie ich mich bisher als Person kannte und erlebte. Es war vielmehr so, als wäre ich jetzt erst das, was ich bin. Es ist unser Sein, das wir schon immer sind und das ist uns zutiefst vertraut. Deshalb finden wir nichts Neues, sondern das Erlernte fällt immer mehr weg, so dass unsere wahre Natur zum Vorschein kommt.
Und was mir noch auffiel, dass ich jetzt keinen Ort und keinen besonderen Zustand mehr herstellen konnte oder zu dem ich innerlich hingehen wollte. Es gab kein Innen und kein Außen mehr, kein Besser oder Schlechter, kein Morgen und kein Gestern. Alles war Hier und Jetzt, offen zugänglich, unmittelbar. Kein Wegträumen mehr oder einen bestimmten Zustand herstellen wollen.
Nach einigen Wochen und Monaten konnte ich beobachten, dass irgendwelche Muster und bestimmte Gefühle in mir wieder auftauchten. Ich war zuerst verunsichert. Aber immer mehr verstand ich, dass ich die Befreiung fortführen möchte.
Meine morgendlichen Spaziergänge mit dem Hund inspirierten mich immer sehr, so dass mir klar wurde, mit dem Erwachen ist man noch nicht komplett frei und erleuchtet.
Wenn man wach ist und sich wirklich im Wachsein stabilisiert hat, dann nimmt man eine neue Sichtweise ein. Es ist ein Shift in eine neue Dimension. Was bisher für real gesehen wurde, die Welt und die Menschen mit ihren Gedanken und Gefühlen, aus dem Standpunkt eines Ich’s gesehen, zeigt sich als relativ, nur scheinbar und sehr begrenzt. Es geht dabei immer um etwas, um ein Ziel und einen Sinn. Man verwechselt Gedanken mit der Wirklichkeit und aus Gedanken und Gefühlen entstehen Handlungen und eine ganze Welt. Und das, was vorher mehr im Verborgenen war - das Sein, unsere wahre göttliche Natur - kommt zum Vorschein. Mit dem Erwachen wird also nichts hinzugewonnen, sondern es ist der Verlust von der Trennung und dem Leiden und das Ankommen in dem, was wir schon immer sind. Wir verlieren das Gefängnis, in dem sich vorher unsere Welt befand und deren Ernsthaftigkeit. Wenn wir also diese klare Sichtweise des bewussten Seins immer mehr einnehmen und uns darin verankern, verblasst die Ernsthaftigkeit der scheinbaren Geschichten. Sie wird gesehen und gleichzeitig immer Das, was alles durchdringt.
Mein innerer Impuls nach absoluter Freiheit war nach wie vor so klar und stark, so dass ich nach einigen eher ruhigen Jahren einen zweiten Shift in eine neue Dimension antreten durfte.



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